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Wie wir mit der Europäischen Kulturhauptstadt Esch2022 das Ereignis des Jahres kreierten.
Wie wir mit der Europäischen Kulturhauptstadt Esch2022 das Ereignis des Jahres kreierten.
Esch-sur-Alzette, Luxemburgs zweitgrößte Stadt, wurde zu Europas Kulturhauptstadt 2022 ernannt und hat am 26. Februar ihre große Eröffnung gefeiert. Für die mehrstündige Eröffnungszeremonie wagte die Esch-Region zusammen mit unserem Kreativstudio und inmitten der Covid-19-Pandemie einen Schritt in die Zukunft: Kultur wurde von der ganzen Region selbst kreiert.
Das von uns konzipierte und geleitete
Und die Zahlen sprechen für sich: In 700 Artikeln wurde von der Eröffnungsfeier berichtet, 18.000 Menschen besuchten das Spektakel und 14.000 Internetnutzer:innen aus 50 Ländern nahmen digital am Esch2022 REMIX Opening teil. Wie entsteht erfolgreich eines der größten, immersiven Erlebnisse Europas? Wir haben einen Guide zusammengestellt.
Ein gutes Kreativkonzept beinhaltet ein durchdachtes, komplexes Narrativ, um eine Eröffnungszeremonie so immersiv wie möglich zu gestalten – von der Kommunikation und Integration vorab bis hin zum eigentlichen Event. Besucher:innen werden so nicht nur unterhalten, sie werden zu Mitgestalter:innen. Eine immersive Eröffnungszeremonie hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck in der Stadt und bei den Menschen.
Zunächst recherchierte unser Team für Esch2022 die relevantesten Besonderheiten und Biografien der Region und Stadt. Kulturell, historisch und wirtschaftlich bedeutsame Faktoren ergaben schließlich ein Narrativ für die Eröffnung, mit der sich die Stadt so nah wie möglich identifizieren konnte. Gleichzeitig ließen wir bewusst Lücken im Skript, um den Menschen in der Region mittels vorab gestarteter Initiativen und mit Rätseln und Aufgaben am Abend selbst Teilhabe am Erzählen der eigenen Story zu geben.
Esch-sur-Alzette war als ehemaliger Stahlwirtschafts-Standort von Industrie und der Arbeiterklasse geprägt. Mittlerweile hat aber nicht nur die Uni Luxemburg ihren Sitz nach Esch auf den Campus Belval verlegt, sondern auch die Luxemburg Space Agency ist dort ansässig. Die Stadt hat heute ein neues, diverses Gesicht. Mit dem REMIX Opening zeigten wir, wie zukunftsträchtig die Esch-Region ist. Dazu wurde das Publikum während des Eröffnungsabends an verschiedenen Standorten in der Stadt und auf dem Campus eingeladen, aktiv an einer geheimen Mission teilzunehmen. Das Ziel des Abends war, eine metaphorische Rakete mit Zukunftsvisionen von Kindern der Region zu starten und so die Zukunft zu remixen – ganz nach dem Motto von Esch2022.
Um das entwickelte Narrativ anschaulich mitzuteilen, hat es sich seit jeher bei Großevents bewahrt, eine Figur zu kreieren, die als Katalysator für die zu erzählende Geschichte fungiert. Für Esch2022 haben wir das Maskottchen Bot-Bot erschaffen, welches sowohl aufwendig 3D-animiert wurde, als auch als Puppe live auf der Bühne auftauchte. Bot-Bot passt zur Zukunftsvision der Eröffnungszeremonie und mit ihm konnten sich viele, vor allem junge Leute identifizieren. Für Bot-Bot wurden vorab Kinder interviewt, um das treffendste Maskottchen zu entwickeln.
Wir konzipierten, produzierten und inszenierten deshalb den Eröffnungsabend mit dem Fokus auf Publikumsbeteiligung. Alle Bühnen wurden zu einer Geschichte choreographiert, während eine spielerische Schnitzeljagd das Erlebnis der Besucher:innen vor Ort strukturierte. Spezielle Mitmach-Funktionen wie Umfragen und Live-Interaktions-Tools machten die Zuschauende zu Mitgestalter:innen und Erzähler:innen ihrer eigenen Geschichte.
Nur ihre Teilhabe macht das Event erfolgreich. Wir setzten dabei auf verschiedene Level von Engagement: Bürger:innen konnten in verschiedenen Initiativen schon Monate vorher den Abend mitgestalten oder bei der Zeremonie sowohl vor Ort als auch online den Verlauf ihres Erlebnisses mitbestimmen.
Um eine ganze Region für ein Event dieser Größenordnung abzuholen, sollten die Zielgruppen frühzeitig und nachhaltig in den Prozess eingebunden werden. Hierzu entwickelten wir das Esch2022 REMIX Festival, welches im Herbst 2021 den Grundstein für die umfangreiche Co-Creation-Kampagne der Zeremonie legte. Paneldiskussionen, offene Proben, Workshops und Projekte leiteten über Monate zur großen Eröffnung hin.
Eine Stadt steht niemals still. Das gilt auch für Esch2022 und sollte mit dieser Bewegungs-zentrierten Initiative illustriert werden. Vor allem Kids und Kreative der Region wurden involviert, um mit verschiedenen Bewegungssequenzen am Eröffnungsabend zu wiederkehrende Flashmobs zu kreieren, das vor Ort von Tausenden gesehen und digital in die ganze Welt geschickt wurde. Die Bewegungsabläufe wurden explizit niedrigschwellig entwickelt, um die Menschen unabhängig von Erfahrungsstand und Demographie einzuladen, jederzeit einzusteigen und mitzuwirken. Dank eines
Die Besucher:innen wurden bereits bei der Online-Registrierung aktiv in die Eröffnung eingebunden und mittels eines Quiz‘ vier verschiedenen Teams zugeteilt. Team Red Earth, Iron Furnace, River Alzette und New Horizons reflektieren die Vergangenheit und Zukunft der Region und leiteten jeden Teilnehmenden auf eine jeweils individuelle Reise durch den Abend.
Mit verschiedenen Aktivierungen wie Rätseln oder Aufgaben, erzeugten sie Energie an so genannten Co-Creation Stationen, die spezifisch für die Eröffnungszeremonie entwickelt und konstruiert wurden. Auf ihrer Reise durch den Abend erkannten die Besucher:innen erst nach und nach die ganze Story, die unser Team entwickelt hat. Die gesammelte Co-Creation Energie war maßgebend für den Start einer großen AR-Rakete als großes Finale des Abends. Für den finalen Energieschub sorgte eine gemeinsame Aktion an allen Standorten des Eröffnungsabends. Nur dank des Einsatzes aller Besucher:innen konnte der Raketenabschuss ermöglicht werden – ein Level von Interaktivität, das noch keine andere Europäische Kulturhauptstadt geboten hat.
So maßgeschneidert wie die Story geschrieben wurde, so maßgeschneidert war auch die Umsetzung. Wir sind stets auf der Suche nach neuen Wegen und Lösungen, eine Veranstaltung dieser Größenordnung zukunftsorientiert zu gestalten und dabei das Erlebnis technisch und visuell innovativ zu unterstützen.
Für die vielseitige Esch-Region entwickelten wir eine mehrere Orte umfassendes Konzept. Der Zeremonieabend wurde mit einem Show-Programm auf zwei Hauptbühnen begleitet – zum einen vom Rathausplatz in der Innenstadt, zum anderen auf dem zukunftsträchtigen Campus am alten Stahlindustrie-Standort Belval. Vor dem Rathaus wurde die „Mission Control”-Bühne aufgebaut und das Publikum mit einem offiziellen Eröffnungsprogramm begrüßt, aber auch die Show und Publikumsinteraktionen vom Campus Belval übertragen – genauso umgekehrt. So konnten alle Besucher:innen am ganzen Geschehen und dem aktuellen Status ihrer generierten Energie für den Raketenabschuss jederzeit teilhaben. Auf dem großflächigen Campus Belval befanden sich nicht nur eine weitere Show-Bühne und die Future Frequencies Konzerthalle, es wurden dort an verschiedenen Stationen fünf Meter hohe Co-Creation-Battery-Units in Form von Totem-ähnlichen Konstruktionen aufgebaut, die das Publikum mittels kleiner Missionen zum Erzeugen der Energie animierten.
Die Organisationsphase für Esch2022 begann 2,5 Jahre vor der eigentlichen Austragung und wurde demnach komplett von der Corona-Pandemie beinflusst. Um dennoch ein groß angelegtes Event möglich zu machen, spielten viele Faktoren eine Rolle, die von Anfang an erfolgreich einbezogen wurden. Eine Ausweitung auf drei Standorte in der Stadt sorgte dafür, dass sich die 18.000 Besucher:innen mit genügend Abstand bewegen konnten. Fast alle Programmpunkte fanden zudem Open Air statt und boten damit eine deutlich höhere Sicherheit vor Infektionen. Alle Indoor-Angebote wurden im Rahmen der Hygienevorschriften vorgenommen. Außerdem konnten Interessierte auch digital an der Eröffnung teilnehmen.
Einen bleibenden Eindruck hinterlassen Projektionen an Gebäuden erst, wenn sie mit der Story interagieren. So kreierte unser Team aus den Video-Mappings vor Ort ein fulminantes AR-Erlebnis, welches auch die digitale Erfahrung des Abends auf ein nächstes Level hebte. Die Fenster des Rathauses wurden zu Batterie-Anzeigen, die den aktuellen Status der ko-kreierten Energie zeigten. Auf dem Campus-Belval wurden aus den ehemalige Stahl-Silos eine galaktische Szenerie aus technischen Anzeigen und einer Rakete, die am Ende mit einer aufwendig entwickelten Lichtshow in den Himmel abhebten und so die Visionen der Kinder, die sie zuvor geremixed hatten, buchstäblich in die Zukunft beförderten.
Menschen von außerhalb konnten den Abend nicht nur online live verfolgen, sondern ebenfalls das Geschehen vor Ort beeinflussen und aktiv zum Energieschub beitragen. Die Teilnahme an Online-Umfragen und der Einsatz von Emojis waren niedrigschwellige, aber wirkungsvolle Aktivierungen, um das Publikum im Netz einzubeziehen und sie über den Verlauf einzelner Aktionen entscheiden zu lassen.
Die Besucher:innen erhielten digitale Armbänder. Nachdem sie eine bestimmte Aktivität abgeschlossen hatten, konnten sie ihr Armband scannen und erhielten ein digitales Badge auf ihrem Teilnehmerprofil. Je mehr Missionen ein Person beendet hatte, desto mehr Energie wurde für das große Finale ko-kreiert. Jeder errungene Badge wirkt dabei wie eine Belohnung beim Gelingen der Mission geholfen zu haben und machte Lust auf mehr.
Eine gut recherchierte, in die Zukunft blickende Story, Mut zur Lücke, Immersion auf verschiedenen Ebenen, eine technische maßgeschneiderte Umsetzung, die Nutzung der digitalen Möglichkeiten und ein fulminantes Finale sind das Rezept für ein unvergessliches Erlebnis, so wie zur Eröffnung der Esch-Region als eine der drei Europäische Kulturhauptstadt 2022. Unser Kreativstudio nimmt sich nach dem erfolgreichen Auftakt in Luxemburg auch für zukünftige Projekte nicht weniger vor.
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Die herausfordernden Umstände des ersten Covid-19-Lockdowns bot Battle Royal Studios die Gelegenheit, ein neuartiges hybrides Format für die Esch2022 REMIX-Eröffnung zu entwickeln, das in seinem Umfang und seiner Interaktivität für die traditionelle Eröffnungszeremonie einer europäischen Kulturhauptstadt einzigartig war. Mit einem breiten Spektrum an immersivem Live-Entertainment entführte Battle Royal Studios das Publikum auf den Mond und zurück.
Wie wir mit der Europäischen Kulturhauptstadt Esch2022 das Ereignis des Jahres kreierten.
Nancy Braun ist seit 2018 Generaldirektor von Esch2022. In diesem Interview teilt sie ihre Visionen für die Zukunft von Esch sur Alzette und der erweiterten Region.
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